Informatives zur Baufinanzierung 2017: Fakten, Trends und Empfehlungen

Nach dem Rekordtief der Bauzinsen 2016 erwarten Finanzexperten für das laufende Jahr einen leichten Anstieg. Viele Verbraucher fragen sich angesichts des aktuellen Weltgeschehens und der EZB-Geldpolitik, ob es sich lohnt 2017 zu bauen oder es sinnvoller ist die Realisierung des Eigenheims zu verschieben. Dieser Ratgeber fasst Fakten und Trends zur aktuellen Branchenlage zur Baufinanzierung zusammen und soll durch Empfehlungen die Entscheidung erleichtern.

Bauzinsen – Fakten zu Einflussgrößen und Trends

Haus aus GeldscheinIm Vergleich zum Vorjahr könnte sich die durchschnittliche Höhe der Bauzinsen 2017 weiter zugunsten der Verbraucher entwickeln. Einige Experten prognostizieren, dass die Bauzinsen in den kommenden 30 Jahren auf einem niedrigen Niveau bleiben. Ein Grund für diese positiven Aussichten ist die Bedeutung des Leitzinses. Dieser wurde 2016 auf 0,00 Prozent gesenkt. Ein historisches Tief bei der Baufinanzierung war damit erreicht, viele Verbraucher konnten dank dieser Ausgangslage im vergangenen Sommer so günstig bauen, wie nie zuvor in Deutschland. Baukredite mit zehn Jahren Laufzeit und ausreichend Eigenkapital wurden mit weniger als einem Prozent verzinst. „Laut der aktuellen Wirtschaftslage kann zur Zeit gesagt werden, dass eine Erhöhung des Leitzinses für Deutschland unbezahlbar wäre. Würde die EZB den Leitzins auch nur um 1 Prozent anheben, wäre Deutschland sehr stark in Zahlungsnot“, heißt es unter http://www.bauzins.org/bauzinsrechner/, dem Vergleichsrechner für aktuelle Bauzinsen. Die Höhe der Bauzinsen hängt insgesamt stark von den konjunkturellen Entwicklungen in der Eurozone ab. Die Europäische Zentralbank konnte das Inflationsziel scheinbar erreichen: Zwei Prozent betrug die Inflation im Februar 2017. Der Leitzins soll dennoch nicht angehoben werden, weil die Kerninflation bei knapp einem Prozent verharrt. Euronews berichtete im März über die aktuellen Entscheidungen der EZB:

Kurzfristig betrachtet, dürften die Zinsen im Euroraum, trotz der kürzlichen Anhebung des US-Leitzins um einen Viertelpunkt durch die amerikanische Notenbank FED, weiter niedrig bleiben. Diese wirtschaftliche Situation kommt potenziellen Bauherren aufgrund des indirekten Einflusses des Leitzinses auf die Bauzinsen zugute.
BrexitWährend die Bauzinsen derzeit noch extrem niedrig sind, könnte sich im Laufe des Jahres dennoch eine leichte Erhöhung ergeben. 2017 steht eine Vielzahl politischer Ereignisse an, welche auch die Baugeldkonditionen beeinflussen. Egal ob die Wahlen in Frankreich, die Bundestagswahl in der Bundesrepublik, der Ausstieg von Großbritannien aus der EU oder die Handlungen von US-Präsident Donald Trump: 2017 könnte das Weltgeschehen von einigen elementaren Faktoren völlig auf den Kopf gestellt werden. Wie sich die Bauzinsen im Laufe des Jahres ändern, lässt sich nicht eindeutig vorausahnen. Angesichts der geldpolitischen Entwicklung in den USA, die konträr zur Geldpolitik Europas verlaufen, schlussfolgern Experten aus der Branche, dass die Baufinanzierungszinsen langfristig steigen werden. Die US-amerikanischen Aktivitäten werden als eine Ursache für die bereits leicht steigenden Bauzinsen genannt. Das Rekordtief aus 2016 wird sich 2017 jedenfalls nicht wiederholen. Der Anstieg wird sich aufgrund der EZB-Geldpolitik nichtsdestotrotz in Grenzen halten. Langfristig ist ein sukzessiver Anstieg der Bauzinsen zu erwarten.

Vorsicht bei Forward-Darlehen: Zinsaufschläge prüfen

Um sich die historischen Niedrigzinsen für die Zukunft zu sichern, schließen derzeit immer mehr Verbraucher sogenannte Forward-Darlehen ab. Diese Art Kreditvertrag erlaubt es Kreditnehmern Baugeld zu vermeintlichen niedrigen Konditionen zu sichern, es aber erst in mehreren Jahren abzurufen. Kostenlos ist dieser Service allerdings nicht, stattdessen müssen Zinsaufschläge gezahlt werden und genau hier lassen sich viele Kreditnehmer von der scheinbar attraktiven Verlockung blenden. Das SWR Fernsehen hat unter http://www.swr.de/marktcheck/ zum Thema steigende Bauzinsen ein Beispiel für ein solches Forward-Darlehen formuliert: „Wenn im Moment ein Zehn-Jahres-Kredit für um die 1,5 Prozent Zinsen zu haben ist, wird das Forward-Darlehen, das ich in drei Jahren abrufen will, möglicherweise schon mit über zwei Prozent Zinsen berechnet.“ Laut SWR hat sich das in der Vergangenheit meist nicht gelohnt. Verbraucher sind gut beraten die Angebote kritisch zu beurteilen und genau durchzurechnen. Nur so lässt sich ermitteln, ob diese erkaufte Sicherheit tatsächlich sinnvoll ist.

Empfehlung für künftige Bauherren

EuromünzeGrundsätzlich verlockt die aktuelle Niedrigzinsphase dazu in Immobilien zu investieren. Trotz der günstigen Konditionen ist es ratsam das Risiko nicht zu unterschätzen und mit ausreichend Eigenkapital eine Baufinanzierung zu realisieren. Ein gesundes Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital begünstigt einen attraktiven Darlehensbetrag und mindert die Gefahren einer Verschuldung. Gleichzeitig ist eine möglichst kurze, aber dennoch realistische Laufzeit empfehlenswert. Um die Schuldenlast möglichst zügig zu reduzieren, sind mindestens drei Prozent Anfangstilgung vorteilhaft. Gleichermaßen positiv sind flexible Tilgungsoptionen, die eine außerplanmäßige Zahlung an den Baufinanzierer erlauben. Ergeben sich finanzielle Puffer, wäre es beispielsweise hilfreich, wenn über eine Sondertilgung die Restschuld reduziert werden kann. Viele Kreditinstitute bieten diese Möglichkeit in Form einer jährlichen Sondertilgung in Höhe von fünf Prozent der Kreditsumme an. Auch zehn Prozent sind denkbar. Verbraucher sollten sich über die Sondertilgungsrechte genauestens informieren, da sie großen Einfluss auf die gesamte Finanzierung haben.
Für den schnellen Überblick wurden ergänzend drei zentrale Trends und Tipps zur Baufinanzierung 2017 gelistet:
1. Sparen lohnt sich derzeit wegen der fehlenden Anlagemöglichkeiten und der niedrigen Zinsen von unter einem Prozent nicht. Die Investition in Sachwerte, also unter anderem privaten Wohnraum, ist deshalb empfehlenswert.
2. Die Bauzinsen steigen zwar, bleiben kurz- bis mittelfristig aber dennoch auf einem sehr niedrigen Niveau.
3. Eine möglichst lange Zinsbindung ist ratsam, um sich vor dem Zinsänderungsrisiko zu schützen.
4. Eine hohe Tilgung zu Beginn ist empfehlenswert. Experten raten zu mindestens drei, besser vier Prozent Tilgung. Vielerorts gibt es einen Zinsrabatt für eine höhere Tilgung.

Weiterführende Informationen zum Bauzinsvergleich, Formen der Finanzierung und der Zinsbindung haben wir in einem ergänzenden Beitrag zusammengefasst.

Quellenangabe zu Fotos: moerschy / Elionas2 / jarmoluk (v.o.n.u. -> pixabay.com)

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